Katastralgemeinde Wilfleinsdorf

Wilfleinsdorf

Wilfleinsdorf ist ein Straßendorf entlang der Leitha. Durch den Ort führt die Bezirksstraße nach Bruck, Kaisersteinbruch, Sarasdorf und zum Bahnhof. Dominierend wirkt im Ortsbild die etwas erhöht stehende Kirche. Wann der Ort Wilfleinsdorf entstanden ist, ist nicht überliefert. Seine erstmalige Erwähnung fällt in das Jahr 1140. 

Wilfleinsdorfer Kirche

1515 fand bei den "Drei Rusten" bei Wilfleinsdorf das geschichtlich bedeutsame Treffen dreier Herrscher, Kaiser Maximilian I., König Wladislaus von Ungarn und Böhmen und König Sigismund von Polen, statt.

Durch den ersten Türkeneinfall 1529 wurde der Ort vollständig zerstört und später durch Kroaten neu aufgebaut. 1683 wurde Wilfleinsdorf zum zweiten Mal von den Türken zerstört und von Bayern, Pfälzern, Tirolern und Oberösterreichern wieder besiedelt. Um das Jahr 1700 litt Wilfleinsdorf schwer unter der Pest und den Einfällen der Kuruzzen. 

Auch im 19. Jhdt wurde Wilfleinsdorf von Seuchen, Naturkatastrophen, Kriegen und Bränden, die den Ort jedes Mal fast vernichteten, heimgesucht. 1830 und 1849 trat die Cholera auf. Die Überschwemmung der Leitha 1833 und 1851 verursachte großen Schaden auf den Feldern und Wiesen. 

Wilfleinsdorf um 1900

Da beim Hausbau noch viel Holz und Stroh zum Dachdecken verwendet wurde, hatten auch die Brände immer verheerende Folgen. Im September 1873 brach Feuer aus. Kirche, Turm, Glocken und der Pfarrhof mit allen Wirtschaftsgebäuden wurden Opfer der Flammen. 1878 brannten 25 Bauernhöfe und sechs Kleinhäuser im Unterort und vier Scheunen im oberen Ort sowie die Pfarrhofscheune und der Pfarrhofstall ab. 

Wilfleinsdorf war bis zum Ersten Weltkrieg eine bäuerlich strukturierte Gemeinde. Zusätzlich waren viele dörfliche Gewerbebetriebe ansässig, und oft ist das Handwerk vom Vater auf den Sohn übergegangen.

An öffentlichen und sozialen Einrichtungen gab es eine Schule, ein Postamt und einen Gendarmerieposten. Für die medizinische Versorgung war gesorgt und die Freiwillige Feuerwehr trat nicht nur als Brand- und Katastrophenwehr in Erscheinung, sondern war auch ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens im Dorf, genauso wie das Gemeindegasthaus. 

Um das Seelenheil der Wilfleinsdorfer sorgte sich der Pfarrer, während die vielen verschiedensten Vereine für das kulturelle und gesellschaftliche Zusammensein verantwortlich waren. 

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam es zu ersten Veränderungen. Die Burschen mussten einrücken. Zu Hause begannen die Preise zu steigen, Lebensmittelknappheit machte sich bemerkbar. Trotzdem kam es zu einigen kommunalen Arbeiten, wie z.B. der Vergrößerung des Wilfleinsdorfer Bahnhofs und des Stationsgebäudes. 

Das Kriegerdenkmal

Das Ende des Ersten Weltkrieges brachte auch eine neue Zeit mit sich. Die junge Republik Deutschösterreich stand von Anfang an im Zeichen schwerer politischer und wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Infolge des großen Umlaufs an Papiergeld verlor die Währung an Wert, was zu einer Inflation führte und große Teile der Bevölkerung in Not brachte. 

Trotz der Not konnten kommunale Einrichtungen in der Ortschaft geschaffen werden, wie z.B. der Bau der Wasserleitung von Sommerein über Wilfleinsdorf nach Bruck, der während des Ersten Weltkrieges begonnen, und 1919 fertig gestellt wurde. 1924 nahmen das neu errichtete Fernsprechvermittlungsamt, sowie Telegrafenamt mit Fernsprechbetrieb im Postamt den Betrieb auf. 1925 wurde die Wasserleitung in die Schule, ins Gemeindehaus und in den Pfarrhof geleitet. 

Der Anschluss Österreichs an das Deutsch Reich 1938 sowie der bald darauffolgende Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939 brachten erneut schwere Zeiten. Wieder mussten Burschen einrücken. Bald fehlten die Arbeitskräfte zu Hause, sodass die ersten Kriegsgefangenen, vor allem in der Landwirtschaft, den Familien zugeteilt wurden.  Zum Alltag gehörten die Sorge um die Angehörigen, Vermissten- und Todesmeldungen, weitere Einberufungen. Laufender Fliegeralarm und Verdunkelungsvorschriften erschwerten das Leben noch zusätzlich. Gegen Kriegsende zogen Flüchtlingsströme aus dem Osten durch Wilfleinsdorf. Obwohl auch die Bevölkerung von Wilfleinsdorf zur Flucht aufgefordert wurde, blieb der Großteil hier. 

Am 4. April 1945 marschierten die ersten Soldaten der Roten Armee in Wilfleinsdorf ein. Franz Stern wurde vom sowjetischen Kommandanten als Bürgermeister eingesetzt. Zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation kam es in den 50er Jahren. Kommunale Arbeiten konnten ausgeführt werden, wie z. B. die Asphaltierung der Ortsstraße, die Beendigung der Kanalisierung und die Errichtung eines neuen Amtshauses. 

In den 50er Jahren des 20. Jhs. gehörte die Bevölkerung von Wilfleinsdorf dem Bauern- und Arbeiterstand an. Die Arbeiter hatten oft etwas Eigen- und Pachtgrund und fanden in der Königshofer Mühle, in der Brucker Zuckerfabrik und in Wiener Betrieben Beschäftigung. Außerdem war noch eine Vielfalt an Gewerbebetrieben präsent.

Am 6. November 1970 beschloss der Wilfleinsdorfer Gemeinderat die freiwillige Vereinigung mit Bruck; wirksam wurde sie ab 1. Jänner 1971. Seitdem ist Wilfleinsdorf die Katastralgemeinde von Bruck an der Leitha.